Die Laudatio unseres Ehrenvorsitzenden Horst Dieter Rieger anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums am 07.03.2002:

Ich war gerade einmal 19 Jahre alt, weder volljährig, noch wahlberechtigt, als mit der Ortsschelle zu einer Versammlung, aufgerufen wurde, um einen Verkehrsverein zu gründen..

Es war der 7. März 1952.

Die Initiative für Bergfreiheit und darüber hinaus für die Walddörfer Armsfeld, Braunau, Hundsdorf und Odershausen einen Verkehrsverein zu gründen, wurde vom „Verkehrsgebiet Waldeck“ - später Touristikzentrale Waldeck Ederbergland - angestoßen.

Schon vor dem 2.Weltkrieg stellte Bergfreiheit ca. 40 Gästebetten zur Verfügung. Wenn auch diese Zeit sehr kurz war, hatte man schnell erkannt, dass mit der Betreuung von Gästen und Erholungssuchenden ein gutes, zweites, wirtschaftliches Standbein aufgebaut werden kann.

Diesmal jedoch stand der Gedanke bald über bessere Straßen von-und nach Bad Wildungen zu verfügen vor den sich bietenden wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Der Verkehrsverein der 6 Walddörfer wurde gegründet und führte den Namen Waldeck-Süd mit Sitz in Bergfreiheit. Die Mitgliederzahl lag bei ca. 80 Mitgliedern.

Um Fremdenverkehr betreiben zu können, mussten jedoch erst einmal eine Infrastrukturen aufgebaut werden.

Wanderwege sollten markiert und gezeichnet werden, doch der Forstamtsleiter, Herr Waldschmidt in Bad Wildungen, legte erst einmal Protest ein und musste vom Landrat, 1. Kreisbeigeordneten Herrn Höhne besänftigt und davon überzeugt werden, dass die Gäste weder den Wald wegtragen noch das Wild verscheuchen werden.

Nach Überwindung dieses Wiederstandes konnten die ersten Wege gezeichnet und die ersten Ruhebänke aufgestellt werden.

Zwei neue Betriebe wurden in Bergfreiheit gegründet.

Die Hardtmühle mit 8 Gästebetten und einem Kaffee und das Bergkaffee von der Familie Luplow.

Parallel zu der Gründung des Verkehrsvereins Waldeck – Süd schlossen sich die vier Landkreise Waldeck, Fritzlar-Homberg, Frankenberg und Ziegenhain zu einem Arbeitskreis für Tourismus zusammen..

Sichtbares Ergebnis dieser Arbeit ist heute noch der Aussichtsturm auf dem Wüstegarten.

Ein Vorzeigeprojekt wie letzte Woche in der WAZ zu lesen war.

Eine Einrichtung, will man Wanderer für unser Gebiet begeistern, die unverzichtbar ist.

Meine Damen und Herren!

Stellen wir uns einmal vor, was würde geschehen, wenn der Aussichtsturm heute gebaut werden sollte. BU ND, Grüne, Greenpeace und eine Reihe selbsternannter Naturschützer und Besserwisser würden anrücken, um solches zu verhindern.

Den Aussichtsturm auf dem Auenberg, den glaubten wir damals in sicheren Händen zu wissen. Diesen hatten der Kur- und Verkehrsverein Bad Wildungen, der Waldecksche Gebirgsverein, die Kurverwaltung, die Stadt Bad Wildungen und unser Verkehrsverein von der Oberfinanzdirektion Frankfurt a.M. für DM 233,-- gekauft.

Bevor dieser Turm jedoch für Aussichtszwecke umgerüstet werden konnte, war er abgerissen worden. Wie erst jetzt zu erfahren war vom THW Bad Wildungen.

Versuche, auf dem Auenberg wieder einen Aussichtsturm zu errichten, um ein weiteres Wanderziel zu schaffen, wurden in der Vergangenheit immer wieder zerredet und von der eben angesprochen Truppen abgelehnt. Heute ist es nötiger den je einen Aussichtsturm auf dem Auenberg zu haben. Ich befürchte jedoch auch die großartigen-mäuligen Versprechen, die im Zusammenhang mit einem Naturpark de Luxe gemacht werden, werden uns hier mitten im Kellerwald keine Hilfe bringen, vor allem dann nicht wenn keine anderen touristischen Einrichtungen bezw. Angebote („Highlight`s“) geschaffen werden, die dann auch dem Gast schmecken und nicht nur den Naturparbefürwortern.

Der Straßenbau wurde zwischen Bad Wildungen und Odershausen begonnen.

Das erste Jahr mit Gästen in Bergfreiheit ging mit 476 Übernachtungen,einer Steigerung von 476 % zu Ende.

In den folgenden Jahren werden alle Kräfte in den Aufbau einer gästegerechten Infrastruktur hineingesteckt. Wanderwege herrichten und auszeichnen, Wanderkarten erstellen und Schlechtwetterangebote erarbeiten stehen im Vordergrund.

Antrieb geben die steigenden Übernachtungszahlen.

1953 – 1500 Übernachtungen, 1954 – 3900 Übernachtungen.

In Bergfreiheit stehen jetzt 85 Gästebetten zur Verfügung, zu wenig, um der Nachfrage gerecht zu werden.

Bergfreiheit hat ein Freibad, ein hoteleigenes, das 1. in Hessen oder gar in der BRD.

Der Sommer 1955 ist total verregnet, dennoch verzeichnet Bergfreiheit eine Steigerung der Übernachtungszahlen auf 7075.

1956 Die Straße von Bad Wildungen über Bergfreiheit bis Fischbach ist fertiggestellt worden, das Wetter ist noch schlechter als 1955, doch die Übernachtungszahlen steigen auf 10096. Die Mitgliederzahlen des Verkehrsvereins bleiben konstant.

Bergfreiheit hat inzwischen 115 Gästebetten anzubieten und die Übernachtungen steigen weiter.

Viele Artikel in den Tageszeitungen der Region machen auf das Naherholungsgebiet Urfftal aufmerksam. Viele Gäste aus Kassel, Marburg und Umgebung erleben Bergfreiheit als Ausflügler.

Die Zahl der Übernachtungen steigt auf über 12000.

Bergfreiheit kann in dieser kurzen Zeit schon auf eine ansehnliche Zahl von Stammgästen, die jedes Jahr wiederkommen, zurückblicken, manche kommen davon noch heute.

1959 gibt der Verkehrsverein einen ersten Farbprospekt-„Das Schatzkästchen“ heraus. Das Schatzkästchen steht im Kellerwald und die fünf Orte des Schatzkästchens quellen wie eine Perlenkette aus diesem Schatzkästchen heraus.

Inzwischen gibt es in Bergfreiheit nicht nur ein beheiztes Freibad, sondern ebenfalls ein Hallenbad und eine Sauna.

Aufbruchstimmung ist überall zu spüren.

Eins jedoch ist immer schwieriger geworden, die unterschiedlichen Belange der einzelnen Orte innerhalb des Verkehrsvereins WALDECK-SÜD in Übereinstimmung zu bringen. Odershausen, Braunau und Hunsdorf treten aus dem Verkehrsgebiet Waldeck-Süd aus und gründen eigene Verkehrsvereine.

Der Verkehrsverein heißt ab 1966 „Verkehrsverein Bergfreiheit-Armfeld“. Ab 1970 geht auch Armsfeld eigene Wege.

Die Übernachtungszahlen, die Meßlatte des Gästeaufkommens, sind inzwischen auf 25700 hoch geklettert.

Jetzt laufen viele Strukturmaßnahmen in Bergfreiheit. Der Kinderspielplatz an der Schule steht zur Verfügung, Ausflugsfahrten für Gäste werden angeboten, geführte Wanderungen werden arrangiert, Lichtbildervorträge, Grillveranstaltungen Nachtwanderungen und Abende der Begegnung werden durchgeführt.

Der Bergwerksverein hat mit der Aufwältigung und Herrichtung des alten Erzbergwerks „Bertsch“ begonnen, welches sich als Gästemagnet herausstellen sollte.

Auf der Suche nach einem bodenständigen Souvenir entdeckt „Ludwig Lange“ die Bergfreiheiter Edelsteine. Hieraus entwickelt sich die Edelsteinschleiferei, die bis heute noch nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat.

1972, Bergfreiheit wird in die Stadt Bad Wildungen integriert

Den Versuch der Großgemeinde Haina, sich „Stadt Kellerwald“ zu nennen, mussten der Verkehrsverein und die Stadt mit großen Anstrengungen abwehren.

1973 Die erste Oelkrise verhindert , dass in Bergfreiheit ein großes Freizeit und Therapiezentrum entsteht. Der Investor zieht sich zurück., obwohl das Genehmigungsverfahren schon abgeschlossen war.

1974 eröffnet der Bergwerksverein Bertsch das Besucherbergwerk „Bertsch“. Funk und Fernsehen sind dabei. Neue Gästegruppen und Besucher werden angezogen. Bergfreiheit hat jetzt 220 Betten und bringt es auf 30000 Übernachtungen.

1975, im Jahr des Denkmalschutzes gelingt es dem Verkehrsverein, die Stadt zu überzeugen, dass sie das älteste Bergamt Hessens aus dem Jahre 1676 kauft und das Haus saniert, zumal dieses Haus in der Schriftreihe „ Hausaufmaße Hessen“ erschienen 1968 in Münster, als einziges Fachwerkgebäude Waldecks erwähnt wird.

1977, der Verkehrsverein Bergfreiheit wird 25 Jahre alt, 3521 Gäste bleiben im Durchschnitt 10,8 Tage am Ort und erhöhen die Übernachtungszahlen auf 38023.

Wir sind auf der Spitze angekommen. In den nächsten Jahren gilt es, diese Zahlen zu halten. Mit einem Zuschuss von 80.000 DM für Ausbau und Sanierung des Bergamtes setzt das Domanium 1978 die Stadt in Zugzwang. Der Ausbau des Bergamtes wird endlich in Angriff genommen.

Auf Vorschlag des Forstamtes in Bad Wildungen wird ein Waldlehrpfad am Spitzen Berg angelegt.

Mit Beginn der 80. Jahre müssen die Betriebe die Vermieter und der Verkehrsverein alle Anstrengungen aufbieten, um die Gästezahlen von ca. 4200 und die Übernachtungszahlen von ca. 25000 Übernachtungen zu halten.

Im Oktober 1980 hat es Bergfreiheit geschafft und wird als staatlich anerkannter Luftkurort ausgezeichnet.

Die Gästezahlen konnten zwar bis 1988 nochmals auf 4794 gesteigert werden, die Aufenthaltsdauer ging jedoch um mehr als 50 % von 10,8 Tagen auf 4,75 Tage pro Gast zurück.

Der deutsche Tourismus-Pabst „Opaschowski“ weist in seiner Untersuchung 1986 erstmals auf die Gefahr hin, dass den Deutschen Feriengebieten jährlich ca. 500000 Gäste den Rücken kehren werden , was dann ja auch eingetreten ist.

Besseres Wetter, günstigere Preise und von den Steuerzahlern subventionierte Flugreisen lösen einen Reiseboom in die Warmwasserländer zu Lasten der deutschen Ferienregion aus. Besonders betroffen davon werden aber unsere Mittelgebirgsregionen.

Die TZWE und der Landkreis und die Fremdenverkehrsgemeinden stürzen sich jetzt in Programme, wie sanfter Tourismus im Kellerwald, Waldurlaub und Modellregion Edersee. Der Kellerwalddruide wird in Zusammenarbeit mit F:H:- Kassel geboren.

Ein teueres Projekt, welches mit hohen Mitteln beworben wird , aber ohne Erfolg.

Der Nationalpark Kellerwald wird diskutiert.

Heute wissen wir, dass diese Programme vom Gast nicht gekauft werden und wie man so schön sagt, keinem hinter dem Ofen hervorlocken können.

Trotz dieser schlechten Erfahrungen setzen wir heute unsere Hoffnungen auf das Projekt Naturpark. Wohlwissend, dass der Gast alles, was wir dort anbieten können gerne in Anspruch nehmen wird, wenn es kostenlos ist. Seine Entscheidung wo er Urlaub machen will, macht er davon nicht abhängig.

Es sollen Highlights geschaffen werden, jedoch das erste, welches auch auf die ganze Region ausstrahlen würde, die Skiarena am Gewerbegebiet der EON am Peterkopf wird es nicht geben. Warum eigentlich nicht? Wofür gibt es einen Zweckverband Naturpark Kelletrwald, wenn die Gemeinde Edertal nicht will oder kann!

Sind unsere Mandatsträger und Politiker von ein paar Umweltfantasten schon so demoralisiert, dass sie schon beim Aufstellen einer Umweltverträglickeitsstudie kapitulieren?

Die Öffnung der neuen Bundesländer bringt zunächst einmal eine merkliche Belebung des Fremdenverkehrs auch in Bergfreiheit und der Kellerwaldregion.

Aber1996/97 bereits mussten wir dann erstmals die Erfahrung machen, dass die 3.Kurkrise in Bad Wildungen auch an Bergfreiheit und der Kellerwalregion nicht vorübergeht. Die Übernachtungszahlen sinken rapide. Die Bergfreiheiter im Verkehrsverein nehmen diesen Rückschlag zum Anlass und entwickelten mit Unterstützung der Stadt Bad Wildungen das Schneewittchen-Dorf Bergfreiheit.

Die Idee „Schneewittchen-Dorf“ wird von allen Vereinen und allen Bergfreiheitern, fast allen getragen. Tatkräftige Unterstützung finden die Initiatoren bei den Wildunger Schluten und unserem Märchenforscher, Eckhardt Sander.

Die Erfolge der letzten zwei Jahre werden, sobald das Schneewittchen-Haus fertig ist und voll genutzt werden kann, auch zu mehr Übernachtungen in Bergfreiheit führen.

In Bergfreiheit herrscht wieder Aufbruchstimmung. Für die Stadt Bad Wildungen und natürlich auch für Bergfreiheit ergibt sich hieraus die große Möglichkeit, evtl. Anbindung zu finden an der deutschen Märchenstraße. Die deutsche Märchenstraße ist die einzige Einrichtung, die sich auch in Übernachtungszahlen ausdrücken lässt , wie der Tourismusberater Herr Peter Zimmer anlässlich der Mitgliederversammlung TZWE in Korbach im vergangenen, ausführte.

Neueste Errungenschaft auf diesem Wege ist der Schneewittchenpfad, ein märchenhafter Weg zu vielen ökologischen und historischen Stationen in und um Bergfreiheit.

Geben sie irgendwo auf der Welt das Wort Schneewittchendorf im Internett ein und sie werden in Bad Wildungen und Bergfreiheit landen. Ich habe es selbst ausprobiert.

Sehr geehrter Herr Landrat, Sehr geehrter Herr Bürgermeister,

wie in der Zeitung zu lesen war, will die Kreisspitze ein naturschutzfachlichen Ideenwettbewerb ausschreiben. Bei dieser Vorstellung habe ich die Sorge, dass wir, die Einwohner unserer Kellerwaldregion, möglichweise als lästiges Hindernis des Naturschutzes betrachtet werden Unsere große Bitte geht dahin, darauf zu achten, dass auch bei diesem Ideenfindungswettbewerb neben dem Naturschutz auch noch die Überlebensmöglichkeiten der Bewohner berücksichtigt werden. Es kann nicht angehen, dass wir hier in dem strukturschwächsten Gebiet Hessens die Ökosunden, die in den Ballungsräumen Frankfurts begangen werden, aufgebürdet bekommen.

Ich darf jetzt noch einmal allen Ehrengästen, die allesamt zu diesen fantastischen Erfolgen in Bergfreiheit direkt oder indirekt beigetragen haben, im Namen des Schneewittchen-Dorfes Bergfreiheit Dank sagen, verbunden mit der Hoffnung, dass sie uns auch weiterhin auf unserem Weg begleiten,

denn wer weiß, vielleicht ist das Schneewittchendorf Bergfreiheit in der Stadt Bad Wildungen doch das touristische Gästehighlight was das Skiparadies im Gewerbegebiet am Peterskopf nicht werden darf aber ebenfalls werden sollte.